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„Ahlener West Side Story“

Christian Homuth am 11.10.2021

„Ahlener West Side Story“

Auf der einen Seite die imposanten Fördertürme der...

AHLEN Auf der einen Seite die imposanten Fördertürme der Zeche Westfalen und auf der anderen Seite die monumentale spätgotische Bartholomäuskirche sowie die St.-Marien-Kirche. Hier die Bergleute, dort die Bürger oder ¬– etwas platt – die Spießer und die Prollos. Als die Wiener Bestseller-Autorin Edith Kneifl bei ihren Recherchen in Ahlen für eine Krimigeschichte im Herbst 2019 diese alte Geschichte von der früher durch die Bahnlinie geteilte Stadt hörte, hatte sie die zündende Idee: „Das ist die West Side Story“, unterstreicht Kneifl, dass es frappierende Parallelen zu dem berühmten Musical gibt, bei dem im New York der 1950er-Jahre rivalisierende Jugendbanden aneinanderstoßen

Genug Stoff also für einen spannenden Krimi aus der Wersestadt, für einen oder gar mehrere Morde mit ganz viel Lokalkolorit. Und genau das präsentierte Kneifl am Freitagabend im Grubenwehrmuseum im Rahmen der zehnten Auflage von „Mord am Hellweg“ mit ihrer Krimigeschichte „Die Ahlener West Side Story“. Wie gebannt hingen die Zuhörer an den Lippen der Autorin, die sie mitnimmt in eine kleine literarische Zeitmaschine zurück in die 1960er- und 1970er-Jahre in Ahlen und insbesondere das Leben in der Kolonie und die Musikszene der Wersestadt zu jener Zeit.

In der gibt es nämlich die beiden heißesten Bands der Stadt, die „Heroes“ und die „Rock Angels“. In diesem Milieu kommt es zu dem, was passieren muss: Mord. So liegt mitten vor dem Gastarbeiterhaus auf dem Hansaplatz der junge Italiener Gino. Scheinbar einfach aus dem siebten Stock gefallen. Die Hintergründe? Der Täter und seine Motive? Zunächst alles unklar. Kurz vor einem Bandwettbewerb in Recklinghausen treffen sich beide Gruppen unter der Eisenbahnbrücke, die die magische Grenze zwischen den Stadtteilen markiert – mit verheerenden Folgen und einer „spannenden Wendung am Ende“, wie Frank Schlösser (VHS Ahlen) betonte.

Für ihren Ahlen-Krimi in der zehnten Runde von „Mord am Hellweg“, die kein festes Thema hat, führte Kneifl viele Gespräche mit Zeitzeugen und besuchte neben dem Zechengelände viele weitere Orte, wie das Heimatmuseum oder den Jupp-Foto-Club, um tief in das seinerzeitige Leben in Ahlen einzutauchen. Informationen zur damaligen Musikszene lieferte dabei vor allem Georg Smeilus. Das Ergebnis fesselte das Publikum und sorgte aufgrund der vielen bekannten Orte für ein Krimierlebnis der besonderen Art und/oder teilweise auch einen Ausflug in die eigene Kindheit. So spielten etwa einige frühere Lokale wie das „Bonaparte“ oder auch das „Müller“ gegenüber der Kaserne im Krimi eine Rolle. Zudem überzeugte Kneifl immer wieder mit großem Sprachwitz, der das Publikum zum Schmunzeln brachte („Wenn die Jungs aus der Stadt mit ihren Mopeds durch die Bergarbeitersiedlung düsten, war Ärger angesagt“).

Etwas Besonderes war diese Westside-Story aus Ahlen allerdings auch für Kneifl selbst, die damit tiefer in die eigene Familiengeschichte eintauchte: „Meine Großväter waren beide ebenfalls Bergleute“, verriet sie.

Der Ahlener Krimi war bei der Lesung jedoch nicht der einzige Mord. Kneifl hatte auch noch ihren neuen Krimi „Dünenzorn“ im Gepäck, der auf den Kanarischen Inseln spielt und bei dem sich die Protagonistin Laura Mars mit der örtlichen Drogenmafia anlegt, über die ihr Vater als ausgewanderter ehemaliger Berufsjournalist in der Inselzeitung kritische Artikel verfasst hat. Kann das ohne einen Mord enden? Natürlich genau so wenig wie bei der „Ahlener West Side Story“. Letztere konnten die Besucher direkt vor Ort beim Team der Mayerschen Buchhandlung zusammen mit zahlreichen weiteren Morden aus der Region in der Ausgabe „Jubiläumsmorde – Mord am Hellweg X“ erwerben.

Quelle: Martin Feldhaus, WN 11.10.2021

 

 

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